Wie alles im Leben hat sowohl der Kauf über den Handel als auch von Privat zwei Seiten. Betrachten wir das Thema einmal aus der Sicht eines Import-Koi aus Japan. Wenn der sprechen könnte, hätte er mit Sicherheit etwas zu erzählen. Ob das immer positiv ist, bezweifeln wir im einen oder anderen Fall.
Jährlich werden zehntausende Koi aus Japan importiert. Diese Prozedur ist für die Fische Stress pur. In Japan werden sie über mehrere Tage ausgenüchtert und für den Transport vorbereitet, dann verpackt und auf die Reise nach Deutschland geschickt. Nach einem Transport von ca. 30 Stunden oder mehr kommen sie dann endlich beim Händler an. Sie werden dort vergesellschaftet, müssen mit dem deutlich härteren Wasser in Deutschland sowie einer völlig neuen bakteriellen Umgebung zurechtkommen. Während der Eingewöhnung bekommen sie wieder einige Tage kein Futter.
Niemand spricht gerne darüber, aber diese Prozedur überleben nicht alle Koi. Verluste müssen einkalkuliert werden.
Nach einer Quarantäne von ca. 6 Wochen beim Händler, kann der Koi verkauft werden und danach steht die nächste Reise zum neuen Eigentümer an. Wieder ausnüchtern, verpacken und transportieren. Je nachdem, ob der Koi persönlich abgeholt oder über einen zugelassenen Transporteur geliefert wird, kann es wieder bis zu 24 Stunden dauern bis zur Ankunft im neuen Zuhause.
Hier durchläuft der Koi erneut eine Quarantäne bzw. in vielen Fällen zieht er sogar direkt in den neuen Teich ein. Also wieder veränderte Lebensbedingungen, neue Biologie und Wasserparameter. Hat der Koi das alles hinter sich gebracht, müssen wir ihn „aufpäppeln“ und eingewöhnen. Denn sein Energiedepot ist jetzt meist stark aufgebraucht. In Japan oder beim Händler werden die Fische nicht unbedingt auf Wachstum gefüttert. Die letzten Wochen waren für den Koi extrem kräftezehrend und stressig, sein Immunsystem ist aktuell nicht das Beste. Daher ist er in dieser Situation auch anfälliger für Krankheiten.
Was spricht nun für den Kauf aus privater Hand?
Gehen wir davon aus, dass wir es mit einem vorbildlichen Koi-Halter zu tun haben. Dann hat der Koi gute Haltungsbedingungen, wird angepasst und bedarfsgerecht gefüttert, erlangt so eine gute „Grundkondition“ nach dem ersten Kauf über den Händler. Kommen jetzt noch ein oder zwei kalte Überwinterungen dazu, kann man den Zustand des Koi unserer Meinung nach als gut konditioniert und robust bezeichnen.
Steht nun ein Verkauf aus privater Hand an, fehlt nur noch der absolut wichtige, aktuelle Gesundheits- und Parasitencheck sowie ein PCR-Test. Ist alles in Ordnung, steht dem Verkauf nichts mehr im Weg.
Ein klarer Pluspunkt, der für einen Kauf aus privater Hand spricht. Ein solch gut konditionierter Koi mit einem funktionierendem Immunsystem, aus guten Haltungsbedingungen und an die hiesigen Verhältnisse angepasst, steckt unserer Erfahrung nach eine neue Vergesellschaftung normalerweise sehr gut weg.
Was es alles vor dem Verkauf und nach dem Kauf zu beachten gilt, haben wir hier für Euch zusammengestellt. Wer diese Spielregeln beachtet, ist in der Regel auf der sichereren Seite.